In der Sekundarstufe sind Buchvorstellungen eine wundervolle Möglichkeit, den Schüler*innen Bücher näherzubringen und sie mit ihren individuellen Leseinteressen wahrzunehmen.
Dennoch kommt die Buchvorstellung mit ihren eigenen Problemchen: Ohne etwas Leitung wählen die Schüler*innen oft bereits gelesene Romane, die besonders kurzen und sind wir einmal ehrlich: Oft sind die Präsentationen ziemlich zäh für beide Parteien. Wie wäre es also mit der Buchvorstellung 2.0., etwas kreativeren Herausforderungen, um aus einer leidigen Aufgabe eine interaktive Präsentation zu machen, welche die positive Lesehaltung der Lernenden fördert? Und am Ende zeige ich dir noch einen Weg, wenn du zwar Buchpräsentationen machen möchtest – aber absolut keine Zeit für all die mündlichen Vorträge hast.
Warum eigentlich eine Buchvorstellung?
Allgemein präsentieren die Schüler*innen hier ein Buch ihrer Wahl vor der Klasse, indem sie einen kurzen Überblick über den Inhalt, die Charaktere sowie die persönliche Meinung geben – oftmals wird auch der Urheber vorgestellt.
Die geschulten Kompetenzen sind vielfältig, weswegen die Methode eigentlich Interesse, Lernen und Spaß verknüpfen sollte. Durch die Präsentation trainieren die Schüler*innen ihre Sprechfertigkeiten sowie Medienkompetenzen. Darüber hinaus werden Recherchefähigkeiten gefördert, das Zusammenfassen und Zusammenstellen von Informationen, in Ansätzen die Schreibfertigkeiten und auch die globale sowie selektive Lesekompetenz stehen hier im Fokus.
Ein Rundumpaket würde man meinen, oder?
Doch die Langeweile…
Trotz all der Kompetenzen und der Ausrichtung auf individuelle Leseinteressen kommt bei der Buchvorstellung oft Langeweile auf – sowohl bei den Schüler*innen als ehrlicherweise auch bei mir. Ständig die gleichen Abläufe, ständig die gleichen Fragen, ständig das gleiche Vorgehen. Dann kommen schlecht abgeschriebene oder seeeehr lange Zusammenfassungen dazu, sodass die Aufmerksamkeitsspanne der Klasse schrumpft, bis eigentlich niemand mehr zuhört.
Aber das muss definitiv nicht sein.
Durch einige Umstellungen und kreative Aufgaben kannst du die Buchvorstellung deiner Klasse wesentlich interaktiver und spannender gestalten.
Die Auswahl der Bücher
Fangen wir damit an, die Schüler*innen bereits hier abzuholen und ihnen zu helfen, das genau richtige Buch für sie zu finden. So fange ich meine Buchvorstellungen immer mit einer geleiteten Buchauswahl an. Die Schüler*innen habe bei mir zwar eine Wahl, aber nicht die volle Freiheit der Wahl. Zu oft saß ich mit ihnen in der Bibliothek und sie haben dann den Roman gewählt, den wir im Jahr davor gelesen, dessen Titel sie schon auf Netflix gesehen oder den die Mitschüler*innen der Parallelklasse gerade gelesen haben.
Nicht sehr zielführend.
Mittlerweile gebe ich eine Liste mit Büchern aus und führe die Schüler*innen an eine argumentierte Auswahl heran– ganze zwei Unterrichtsstunden führen sie zunächst eine Vorauswahl durch, informieren sich dann darüber und erläutern anhand von stichhaltigen Argumenten ihre Wahl – damit sie eben hinterfragen, was ihre Interessen sind und was überhaupt ihren Lesevorlieben entspricht. Ganz oft wissen sie dies nämlich nicht, sodass sie eine pragmatische Auswahl treffen über Kürze, Cover oder Verfilmung und den Roman im Endeffekt nicht wirklich lesen. Zeit für die Auswahl und die Recherche wirken dem jedoch entgegen.
Zudem werden die Meinungstexte mit dieser Vorauswahl anhand festgelegter Kriterien phänomenal besser – glaub mir, es gibt plötzlich mehr Meinung als „Joa, war schon gut“ oder „Naja, das Buch hatte eine sehr kleine Schrift“ 😉.
Mehr hierzu auch in den Artikel „Die Macht der Mitbestimmung“.
Kreative Möglichkeiten
Die Buchvorstellungen im Klassenverband selbst kannst du durch kreative Herausforderungen auflockern, und vor allem aufpeppen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie du den Lernern spannende Aufgaben an die Hand geben kannst.
Wie wäre es zum Beispiel mit einem selbstgestalteten Buchtrailer? Die Schüler*innen können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und mit Hilfe von Fotos, Musik und Texten einen ansprechenden Trailer erstellen, mit dem sie ihre Buchvorstellung beginnen. Damit ist die Aufmerksamkeit der Klasse schon mal sicher.
Oder wie wäre es mit einer interaktiven Quizshow zur Buchvorstellung? Die Schüler*innen können ein abschließendes kurzes Kahoot!® oder schlichtweg eine Wahr/Falsch Tabelle anlegen, welche die Mitschüler*innen ausfüllen sollen. Das bringt Abwechslung und Bewegung in die Sache, anstatt dass die Mitschüler*innen nur passiv zuhören und spätestens bei der zweiten Buchvorstellung wegnicken.
Ein weiteres Highlight bei Buchvorstellungen kann auch sein, die Lieblingsszene mit Pixton oder Storyboardthat in einen Comic umzustrukturieren auf einer Powerpointfolie und kurz hierzu etwas zu sagen, anstatt nur die Meinung vorzustellen. Hier sind sie zudem gefordert und können sich nicht auf Chat GPT oder eine bereits existierende Buchrezension im Internet verlassen.
Was ich ebenfalls schon aufgegeben habe, ist die Erstellung von K.I. Porträts der Figuren oder zu den Hauptfiguren Stimmungskurven erstellen zu lassen, die alternativ zur klassischen Charakterisierung vorgestellt werden. Dies schult nicht nur die selektive Lesekompetenz ungemein, sondern verhindert auch das vermehrte Zurückgreifen auf die Hilfe von K.I.-Bots.
Oder diskutiere mit deiner Lerngruppe bei der Vorbereitung doch einmal darüber, was sie für Ideen haben, die Präsentationen aufzulockern. Du wirst dich wundern, wie kreativ sie sein können – hier war alles schon mit dabei: Von der Idee, eine kurze Einleitung von einem K.I. Avatar sprechen zu lassen, über den Einwurf, drei verschiedene Enden zu kreieren und die Mitschüler*innen raten zu lassen bis zu der Möglichkeit, eine Gedankenreise mit den Klassenkameraden in die Epoche des Romans zu machen.
Diese Kreativaufgaben können darüber hinaus als Wahlaufgabe gestellt werden, sodass jeder sich eine dieser Aufgabenstellungen aussuchen muss und die Abläufe sich ändern bei mehreren Buchvorstellungen. Durch die Abwechslung muss der restliche Klassenverband sich neu einstellen und wird nicht so schnell gelangweilt.
Zeit sparen: Alternativen zur mündlichen Präsentation
Manchmal fehlt es einfach an Zeit – vor allem gegen Ende des Schuljahres scheint die Zeit plötzlich davonzulaufen. Da muss noch hier eine Leistung abgeprüft werden, dort eine Klausur nachgeschrieben, dann Elterntermine, Abitur, … Es summiert sich einfach.
Wie wäre es also, wenn die SuS eine Art „Gallery-Walk“ machen, anstatt dass jeder Lerner einzeln vor der gesamten Klasse präsentiert? Die SuS bereiten ihre Buchvorstellung als kleines Plakat oder Flipbook vor – hier werden alle wichtigen Infos kompakt gesammelt. Dann stellt sich ein Teil der Klasse mit ihren Plakaten und/oder Flipbooks quasi wie ein Standinhaber mit einer Bank auf. Der andere Teil kann frei durch die Klasse gehen und sich bei interessanten Romanen anstellen. Ich als Lehrer*in schließe mich dem Ganzen an, lasse mir von jedem Lerner kurz und knackig die Lektüre vorstellen und kann das Lernprodukt ebenfalls bewerten. Zeit: Rund zwei Unterrichtsstunden, damit jeder einmal zu Wort gekommen ist.
Falls du noch nach einem passenden Flipbook suchst, kannst du es hier finden: Zum Flipbook.
Fazit: Buchvorstellung 2.0.
Die herkömmliche Buchvorstellung kann oft langweilig und eintönig sein – I feel you. Doch es gibt Möglichkeiten, sie spannender und kreativer zu gestalten. Indem man den Schüler*innen die Chance gibt, ihre Kompetenzen bei der Buchvorstellung zu zeigen, können sie sich aktiv einbringen und ihre individuellen Stärken präsentieren. Anstatt einfach nur das Buch vorzulesen oder eine Zusammenfassung abzugeben, können sie kreative Ansätze finden, ihre Mitschüler*innen mit einbinden und für alle ein spannendes Erlebnis schaffen. Dadurch wird die Buchvorstellung interaktiver, lebendiger und eine nachhaltige Förderung einer positiveren Lesehaltung.
Das Fazit ist klar: Es ist an der Zeit, Schluss mit langweiligen Buchvorstellungen zu machen und neuen Schwung in den Klassenzimmeralltag zu bringen.
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