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Rezension: Jugendroman „Krummer Hund“ (9.Klasse)

Wann hast du zuletzt einen Jugendroman gelesen, der dich tief berührt hat?

Für mich war es in diesem Jahr definitiv „Krummer Hund“.

Juliane Pickel versteht es in ihrem Jugendroman „Krummer Hund“ eine spannende Story rund um einen Unfall mit Fahrerflucht mit der Entwicklung eines Teenagers zu verknüpfen, der mit seinen emotionalen Abgründen und dem tiefen Gefühl der Einsamkeit kämpfen muss. Es gelingt der Autorin hier, diese komplexen Themen in einer Weise darzustellen, die gleichzeitig berührend und schonungslos ehrlich ist – genau deswegen ist „Krummer Hund“ eine wundervolle Lektüre für die 9./10. Klasse, ein toller Übergang zu den Werken der Oberstufe.

 

📘📘 Zusammenfassung 📘📘

 

„So richtig allein ist man doch sowieso immer nur mit anderen zusammen“ (S.46)

Dieses Gefühl in seiner gesamten Tragweite wird Daniel erst richtig bewusst, als er seinen Hund Ozzy einschläfern lassen muss – die letzte Erinnerung, die er noch an seinen Vater hat. Nun ist er ganz alleine mit seiner Mutter. Das Verhältnis zu ihr gestaltet sich durch ihre wechselhaften Beziehungen zu unzuverlässigen Männern schwierig. Nach ihrem Höhenflug fällt sie zumeist tief und sucht bei ihrem Sohn dann Halt, von dem der Teenager jedoch massiv überfordert ist.

Zusätzlich zu dieser familiären Belastung leidet Daniel unter seinen emotionalen Entgleisungen. Seine Wut kocht manchmal derart in ihm hoch, dass er die Kontrolle verliert, bis hin zum anschließenden Black Out. Er weiß nicht damit umzugehen und auch nicht, an wen er sich für Hilfe wenden soll.

Die Geschichte nimmt eine düstere Wendung, als der Bruder von „Prinzessin Evil“ – einer Mitschülerin, die Daniel und seinem besten Freund eher unheimlich ist – bei einem Unfall stirbt und Daniel den Verdacht hegt, dass der neue Freund seiner Mutter daran beteiligt sein könnte. Daniel, hin- und hergerissen zwischen Schuldgefühlen und der Suche nach der Wahrheit, muss bei seinen Ermittlungen dann feststellen, dass „Prinzessin Evil“ gar nicht so evil ist, sondern genauso einsam wie er auch…

 

📘📘 Rezension 📘📘

 

Der Jugendroman „Krummer Hund“ hat mich mit seinen eckigen Charakteren von Anfang an überzeugt. Angefangen mit der Mutter, die mit ihrem Sohn viel zu viele Details über ihre Beziehungen teilt, da sie ihn nach den dramatischen Beziehungsenden als emotionale Müllhalde missbraucht, bis hin zu Daniels bestem Freund Edgar, der einerseits so begnadet zeichnet, doch andererseits selbst die eigenen Emotionen und einen unerklärlich tiefsitzenden Hass irgendwie nicht kanalisieren kann.

Der Roman sprudelt vor krummen Hunden, deren Handlungsmotive man diskutieren und hinterfragen kann. Allen voran natürlich Daniel, der sich selbst in einem Casting zum ‚Superfreak‘ sieht. Juliane Pickel zeichnet Daniels Charakter facettenreich und authentisch, ohne ihn zu idealisieren. Er ist kein typischer Held; seine Wutanfälle und destruktiven Handlungen machen ihn zu einer herausfordernden, aber letztlich sehr menschlichen Figur. Die narrative Entscheidung, Daniel als Ich-Erzähler auftreten zu lassen, verstärkt die emotionale Wirkung und gibt Einblicke in seine innere Zerrissenheit.

Dabei lockert die Autorin diese an sich eher schwere Story durch gezielt gewählte Situationskomik auf. Auch Daniels teilweise ziemlich sarkastische, fast schon zynische Spitzen zwischendurch, brachten mich ein ums andere Mal zum Schmunzeln. Genau diese sprachlichen Feinheiten machen den Roman für mich zu einer idealen Übergangslektüre, anhand derer man in Richtung Interpretationsaufsätze gehen kann, die in der Oberstufe später verlangt sind.

Die Story mit dem tödlichen Unfall inklusive Fahrerflucht gibt dem Roman das nötige Erzähltempo, um die Jugendlichen dabei beim Leseprozess am Ball zu behalten – ohne dass die Erzählung spröde oder durchschaubar wird – es ist demnach eine wundervolle Mischung aus spannungsgeladenem Plot und sprachlicher Finesse.

 

👨‍🏫 Einsatz im Unterricht

 

„Krummer Hund“ eignet sich hervorragend als Klassenlektüre für die Mittelstufe. Die komplexen Themen und die dynamischen Charaktere bieten reichlich Diskussionsstoff und laden zu tiefgehenden Analysen ein. Hier einige Vorschläge für den Einsatz im Unterricht:

  • Charakteranalysen: Schüler*innen können die Entwicklungen von Daniel und Alina untersuchen und diskutieren, wie ihre Handlungen durch ihre jeweiligen Lebensumstände beeinflusst werden.
  • Diskussion über Wut und Trauer: Der Roman bietet die Möglichkeit, über die Auswirkungen von unkontrollierten Emotionen zu sprechen und Strategien zur Bewältigung solcher Gefühle zu erarbeiten.
  • Diskussion über die Eltern-Kind Beziehung: Das Oversharing der Mutter kann zum Anlass genommen werden, zu hinterfragen, warum sie sich derart benimmt und inwiefern das Verhalten fair/unfair gegenüber ihrem Sohn ist.
  • Settinganalysen: Der Roman bietet mit dem Versteck von Edgar und Daniel, der Praxis, Alinas als auch Daniels Zuhause interessante Schauplätze, die man untersuchen kann.
  • Sarkasmus und Situationskomik: Einige Szenen lassen sich aus der Situation heraus lesen und auch sprachlich komplex herausarbeiten, sodass sie Anlass zu ersten kürzeren Interpretationstexten geben können.
  • Kreatives Schreiben: Alternative Enden oder Szenen aus einer anderen Perspektive zu schreiben, fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch das tiefere Verständnis der Handlung.

 

👨‍🏫 Differenzierte Arbeitshefte zum Roman

 

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Besonders fein finde ich es bei Lektüren, wenn es bereits ausgearbeitetes Material zur Inspiration gibt. Ist das Material obendrein noch mehrfach differenziert: Jackpot.

Genau deswegen schaue ich mich des Öfteren bei Krapp & Gutknecht um, die zu einigen Lektüren Arbeitshefte zwei-, manchmal sogar dreifach differenziert ausgearbeitet haben – wie z.B. die Arbeitshefte zu „Krummer Hund“, die es sogar für den Förderschulbedarf  gibt. 😍

Schon beim ersten Blick in die Arbeitshefte war ich vom Autoreninterview begeistert – ich finde es immer toll für die Lerngruppen, wenn sie einen direkten Bezug zum Urheber bekommen und dieser nicht nur als nebulöse Figur im Hintergrund besteht. Das Video von Juliane Pickel ist sehr sympathisch, zudem hat sie eine Playlist für den Roman erstellt, alles bereits erste Erlebnisse für die Schüler*innen, die für die Einführung genutzt werden können.

Da ich oft sehr heterogene 9te Klassen haben, war es klar, dass es für mich sowohl das Arbeitsheft für Hauptschule als auch das Arbeitsheft für die Realschule  sein müssen. Einiges ist gleich – dennoch ist das Heft für die Hauptschüler viel geführter und bietet mehr Hilfestellungen, z.B. bei der Erarbeitung der Figurenkonstellation oder auch beim Vergleich von Daniels „Anfällen“.

Ich mag es, dass es sowohl Aufgaben zum reinen Textverstehen gibt, welche die Lerner autonom als Hausaufgabe begleitend zum Lesen ausfüllen können, als auch weiterführende Aufträge zur Bearbeitung im Plenum, wie z.B. der Vergleich von Alinas zwei Seiten.

In den Lehrerheften  sind mir sofort wieder die Hörimpulse aufgefallen (bereits bei „Der große Sommer“ ) hat mich dies begeistert). Vor allem für die leistungsschwächeren Schüler*innen leisten Hörverstehen sehr viel. Diesmal gibt es nicht nur Verweise auf passende Szenen aus dem Hörbuch sondern auch aufgenommene Sachtexte für weiterführende Aufträge, z.B. zu Alkohol- und Drogenkonsum mit dem passenden Transkript. Hier sehe ich tolle Einstiegs- oder Differenzierungsmöglichkeiten für die vertiefende Arbeit in der Klasse.  🥰

Rundum bieten die Arbeitshefte zu „Krummer Hund“  viel Input für eine Unterrichtsreihe oder auch zur Unterstützung der Schüler*innen bei der Vorbereitung der Lektüre.

 

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📘 Fazit zu „Krummer Hund“ 📘

 

„Krummer Hund“ ist ein vielschichtiger Jugendroman, der sich durch seine authentische Darstellung schwieriger Themen auszeichnet. Obwohl der Einstieg etwas holprig wirkt, entwickelt sich die Geschichte zu einem packenden Leseerlebnis, das zum Nachdenken anregt. Besonders empfehlenswert für Schüler*innen der Sekundarstufe I, die sich mit Themen wie Identitätsfindung und emotionalen Herausforderungen auseinandersetzen.

 

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Deutschlehrerin, Literaturbloggerin, Yogatante und eigentlich auch ein eigener Klassenclown. Ich bin überzeugt, dass die passende Literatur deine Schüler*innen zum Staunen bringt, dass mediale Projekte auch den letzten Lesefaulen aus der Ecke locken und ‚Klassiker‘ aus der Sekundarstufe verbannt gehören.

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