Jugenroman, Buchrezension, Klassenlektüre, Sekundarstufe

Rezension: Atlas, Elena und das Ende der Welt (Jugendroman)

Der Jugendroman „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ stellt zwei Jugendliche gegenüber, die unterschiedlicher nicht sein können – und doch verbindet sie ein gemeinsames Thema: Das Ende der Welt steht für beide gefühlt vor der Tür.

Für Elena, weil sie aufgrund eines Shitstorms für den Sommer ans Ende der Welt abgeschoben wird und für Atlas, weil er überall Katastrophen riecht und sieht. Anna Woltz ist hier ein sehr eindringlicher, gefühlvoller Roman gelungen, der zeigt, dass das Ende der Welt dann doch vielleicht Chancen aufzeigt und der Anfang von etwas ganz Tollem sein kann.

 

📘📘 Zusammenfassung des Jugendromans📘📘

 

Ich will hier nicht sein, aber es war ein Notfall. Es gab niemand anderen, der mich einen Monat lang haben wollte. Also stehe ich jetzt hier. Auf einem Bahnsteig am Ende der Welt, mit einem Jungen, der aus dem letzten Jahrhundert weggelaufen zu sein scheint.“ (S.12)

So skizziert Elena ihre Situation am Anfang des Romans. Für sie wird es noch schlimmer, als sie endlich im Zuhause ihrer Tante ankommt. Für das Mädchen aus der Stadt sind das eher heruntergekommene Haus, das Schlafen auf einer Luftmatratze im Schuppen und der neue Partner der Tante inkl. seiner beiden creepy Kinder mit den seltsamen Namen ein einziges Horrorszenario.

Auch Atlas ist nicht begeistert davon, den Sommer mit der unbeholfenen Elena zu verbringen, die weder einen Garten umgraben kann noch die wahren Katastrophen der Welt zu durchblicken scheint. Vor allem aber hat er Angst, dass sie sein Geheimnis herausfinden könnte, das im Schuppen lauert. Deswegen teilt er ihr die unangenehmsten Aufgaben zu wie z.B. den Hühnerstall misten.

Doch trotz der anfänglichen Schwierigkeiten beginnt Elena sich für die Familie zu öffnen, nachdem sie sieht, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben: der Tod der Mutter von Atlas und Kennedy, die lange Krankheit der Tante, die finanziellen Sorgen. Obwohl Elena Mitgefühl entwickelt und helfen möchte, verschlimmern ihre gut gemeinten Versuche jedoch die Lage nur noch mehr – bis auch hier Social Media zu einer scheinbaren Katastrophe führt.

Ein Sommer voller Missverständnisse, innerer Abgründe und zarter Annäherungen – Elena wie auch Atlas müssen lernen, sich mit ihren Ängsten, ihrer Vergangenheit und sich selbst auseinanderzusetzen.

 

📘📘 Rezension 📘📘

 

Der Jugendroman Atlas, Elena und das Ende der Welt überzeugt mit kurzen, prägnanten Kapiteln und einer Erzählstruktur, die auch leseschwächere Schüler*innen nicht überfordert. Zwar sollten die Lerner an die wechselnden Perspektiven herangeführt werden – meine Erfahrung zeigt, dass ungeübte Leser auch mit Überschriften manchmal Schwierigkeiten haben, den Wechsel des Ich-Erzählers zu erfassen – doch dank der abwechselnden Ich-Perspektiven von Atlas und Elena gelingt es Anna Woltz, unterschiedliche Blickwinkel auf zentrale Themen wie Ängste, Trauer, Mobbing und sogar Long Covid darzustellen – Themen, die nah am Leben der Jugendlichen sind und daher besonders im Unterricht intensiv diskutiert werden können.

Klassenlektüre, Unterstufe, Jugendroman

Die Sprache des Romans ist angenehm und abwechslungsreich: Mal leicht und salopp, mal sarkastisch, und dennoch immer ausdrucksstark. Das ermöglicht einerseits den Zugang für Schüler*innen mit geringerer Lesemotivation, fordert aber gleichzeitig durch zahlreiche Andeutungen und subtiles Erzählen das Lesen zwischen den Zeilen heraus. Starke bzw. fortgeschrittene Leser*innen werden demnach genauso angesprochen wie ungeübtere. Genau das macht den Roman zu einer idealen Klassenlektüre.

Ein Beispiel für die sprachliche Raffinesse liefert Woltz gleich zu Beginn: „Atemlos warte ich ab, bis er schaut, weil sie das immer machen. Aber das passiert nicht. Er reitet einfach weiter durch den dichten Neben und ein Schauder läuft mir über den Rücken“ (S. 8). Das Zusammenspiel von atmosphärischer Stimmung, leichtem Erzählduktus und der subtilen Anspielungen zwischen den Zeilen (Warum schaut gerade er nicht? Was ist Elenas Menschenbild?) lässt viel Spielraum für den Unterricht.

Diese Mischung aus Humor und Tiefgang zieht sich durch die gesamte Geschichte und lädt zur gemeinsamen Analyse ein.

Woltz legt geschickt Brotkrumen aus, die erst nach und nach zusammengesetzt werden. Fragen wie: Warum hat Atlas die Fenster verbarrikadiert? Oder: Was steckt hinter Elenas Cybermobbing-Geschichte? laden zur Diskussion ein und regen das Lesetempo an.Vor allem Missverständnisse und der Umgang mit Gefühlen – zentrale Themen des Romans – können im Plenum intensiv besprochen werden.

Alle Figuren, die im Mittelpunkt stehen, sind zudem Unikate mit Ecken und Kanten. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf sich, ohne sich aufzudrängen. Atlas‘ Besessenheit von realen Katastrophen wie Sonnenstürmen oder Dürren irritiert den Lesenden, genauso wie Kennedys Naivität und ihre Problemliste. Der wortkarge Ivar, der von seinem Sohn als „stummer Idiot“ (S.131) bezeichnet wird, präsentiert sich anfangs sehr unsympathisch, doch wird er sich im Laufe der Geschichte von seiner weicheren Seite zeigen – wenn auch nur zwischen den Zeilen.

Dennoch sieht man, dass ihn die Sorge um seine Familie umtreibt und er nur durch fehlende Kommunikation derart ins Aus gerückt wird – ein Thema, das den gesamten Roman durchzieht. Vor allem, als Kennedy keine Möglichkeit sieht, die Probleme der Familie offen anzusprechen und nur einen Ausweg sieht: Öffentlich ein Video zu posten, in dem sie über ihre „Problemliste“ spricht…

 

👨‍🏫 Einsatz in der Schule

 

Neben dem spannenden Plot behandelt der Roman komplexe Themen wie Einsamkeit, zwischenmenschliche Konflikte, Social Media Gefahren und die Bedeutung von Kommunikation. Der Jugendroman „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ zeigt, wie wichtig es ist, offen über Probleme zu sprechen, und liefert so eine Grundlage, um Jugendliche zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit eigenen Herausforderungen zu ermutigen.

Ein Highlight für den Unterricht ist sicherlich die thematische Bandbreite, die von Mobbing über mentale Gesundheit bis hin zu aktuellen Themen wie Long Covid reicht – von einer Klassenlektüre bis hin zur Grundlage für Kurzreferate sind die Einsatzmöglichkeiten breit gefächert.

Für den Unterricht bieten sich dann ebenfalls folgende Punkte an:

  • Diskussion über Elenas virales Video: Wie viel Schuld trägt sie?
  • Aufarbeiten der Thematik „Prepper“: Was tun sie? Warum?
  • Familienkonflikte besprechen: Ivar und seine Kinder, Elenas Tante und ihre Mutter
  • Bewältigung von Trauer: Ivar, Atlas, der verschlossene Raum und der Weihnachtsschmuck
  • Umgang mit Social Media: Fluch oder Segen?
  • Erzählstruktur durchsprechen
  • Besprechen der atmosphärischen Darstellung

Über diese zentralen Themen des Jugendromans hinaus kann man natürlich ebenfalls an den Charakterisierungen arbeiten, eine Grafik zur Figurenstruktur erstellen, Recherchen zu Preppern oder Long Covid durchführen, einen Zeitungsartikel zu Elenas Video schreiben, eine Romanzeitung anfertigen lassen… Die Möglichkeiten sind überaus vielfältig bei diesem Roman.

 

*** Fazit ***

Der Jugendroman „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ ist mehr als nur eine leichte Erzählung – es ist eine Einladung, über Ängste, Missverständnisse und den Mut, neue Wege zu gehen, nachzudenken. Mit seinen kurzen Kapiteln, der abwechslungsreichen Sprache und den aktuellen Themen wie Social Media, Mobbing und Long Covid ist der Roman eine ideale Klassenlektüre, die sowohl leseschwächere als auch fortgeschrittene Schüler*innen anspricht.

Durch die spannenden Charaktere und die emotionale Tiefe bietet die Geschichte zahlreiche Anknüpfungspunkte für Diskussionen, kreative Schreibaufgaben und literarische Analysen im Unterricht. Lehrkräfte, die nach einer modernen Ganzschrift suchen, die Schüler*innen fesselt und gleichzeitig wichtige Themen anspricht, werden hier fündig.

Von mir 5 Sternchen von 5.

 

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Hey ich bin Vanessa,

Deutschlehrerin, Literaturbloggerin, Yogatante und eigentlich auch ein eigener Klassenclown. Ich bin überzeugt, dass die passende Literatur deine Schüler*innen zum Staunen bringt, dass mediale Projekte auch den letzten Lesefaulen aus der Ecke locken und ‚Klassiker‘ aus der Sekundarstufe verbannt gehören.

Seit mehr als 13 Jahren arbeite ich als Deutschlehrerin an unterschiedlichen Schulen, halte Workshops zur Literaturvermittlung und gebe dir nun aus meinen Erfahrungen heraus Tools und Material an die Hand, um bei deinen Lernenden wieder mehr Freude an der Literatur zu wecken.

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