Ab morgen korrigiere ich Abiturklausuren.
Ich korrigiere dann morgens vor der Schule.
Ich korrigiere in der Mittagspause.
Ich korrigiere, sobald ich einen Fuß in mein Zuhause setze.
Denn das Workload in dieser Woche ist einfach abnormal. Über 80 Klausurbögen wollen benotet werden bis Mitte nächster Woche. Daneben soll der normale Unterricht noch laufen, nicht zu vergessen wollen diese Klassen auch benotet werden. Die Abiturklausuren soll ich dann nebenbei auch mit dem Zweit- und Drittkorrektor besprechen.
Wer hat da manchmal nicht das Gefühl, den Verstand zu verlieren?
Besonders in der Abiwoche brauche ich eine Strategie, um meine Energiereserven zu schonen, wenn ich nicht unbedingt einem meiner Schüler den Kopf abbeißen will. Oder verwirrt versuche, den Faust in der Siebten durchzukauen
Vor allem in den sprachlichen Fächern nehmen die Korrekturen in den Hochphasen scheinbar kein Ende. Das Zusammenspiel von Korrekturbergen, Zeitdruck und Abwägen von Schülerleistungen (Rechtschreibung vor Grammatik? Hat B dieselbe Note wie C verdient, obwohl er/sie nur Hauptsätze benutzt? Aber der Ausdruck gefällt mit bei E am besten…) macht mich einfach manchmal kirre. Ich sehe quasi den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, sondern nur noch den dunklen, verschlingenden Forst.
Genau hier sind die Bögen für mich ein Rettungsanker. Deren Erstellung bzw. Nutzung ist für mich die effektivste Strategie, um meine Energiereserven (und meinen Verstand) zu schonen, um sie nicht bis zu dem letzten Rest auszuschöpfen. Auch wenn das Erstellen mich in einem ersten Schritt Zeit kostet, durch die festgelegte Gewichtung und kohärente Durchstrukturierung sparen mir die Bögen zum Ende hin (und darüber hinaus) eine Menge Zeit.
Im Folgenden will ich dich mit in meine Überlegungen nehmen.
Vorteile vor dem Korrigieren
Das Erstellen kostet Zeit. True story. Manchmal auch Nerven.
Aber es ermöglicht mir, meine Aufgabenstellung nochmals durchzuspielen, sie gegebenenfalls genauer zu formulieren. Bei der Arbeit an einem Bewertungsbogen fällt mir einfach manchmal auf, dass ich mir stillschweigend etwas erwarte, was meine Fragestellung nicht so klar kommuniziert, wie sie es sollte. Derart beuge ich hier Unklarheiten vor, sodass weniger Fragen im Benotungsmoment aufkommen. In der Klausur ist dementsprechend weniger Unruhe und den Lernenden wird (hoffentlich) glasklar kommuniziert, was alles zum Auftrag gehört.
Darüber hinaus können solche Bögen – beispielsweise für Referate, Erörterungen oder auch Interpretationsaufsätze – im Vorfeld mit den Schüler*innen gemeinsam erarbeitet werden. Auf diese Weise kann das Verständnis der Aufgabe gezielt aufbereitet werden, der Blick auf die abgeforderten Kompetenzen geschärft und der Lernprozess für einige erleichtert werden.
Für mich bedeutet diese kooperative Erarbeitung nicht zuletzt auch eine Stärkung der Beziehungsebene, eine Wertschätzung der Schüler*innen und ihrer Beiträge – hättest du gedacht, dass du daraus ein Beziehungstool machen kannst?
Meine Lerner arbeiten hier stets mit. Sie geben gut argumentierten Input, und man würde sich wundern, wie streng die Schüler*innen untereinander schließlich auf die Wahrung der Vorgaben achten.
Vorteile beim Korrigieren
Es
geht
viel
schneller.
Umso detaillierter mein Erwartungshorizont ausgearbeitet ist, umso schneller kann ich abhaken und objektiv evaluieren. Nehmen wir die Charakterisierung einer Hauptfigur einmal in den Fokus. Habe ich für mich im Bewertungsbogen bereits alle konkreten Infos benannt (Alter, Herkunft, Charakteristika und zugehörige Textbeispiele, …), kann ich diese effizient abhaken, ohne nochmals in Form eines Kommentars zu sammeln, nachzublättern oder in einem durchkorrigierten Text verzweifelt mein Häkchen zu suchen.
Dies klingt wirklich banal. Es ist banal. Und dennoch hat es – jedenfalls für mich – einiges an Zeit gebraucht, dies einzusehen und mich diszipliniert an die Ausarbeitung solcher Bögen zu machen, mich hinzusetzen und nicht nur grob zu skizzieren, sondern Punkt für Punkt genau festzuhalten, was ich mir konkret erwarte.
Hinsichtlich meiner momentanen Abiturklausuren ist dieses Abhaken einfach ein Segen. Bei so einem Konvolut an Kopien entgeht einem dann doch das Ein oder Andere, wenn man es nicht sofort festhält/abhakt. Der Vergleich ist objektiver, zeiteffizienter. Und die Nachgespräche mit den anderen Korrektoren verkürzen sich ungemein, wenn man gleich gezielt sowie punktuell genau auf die Schwachstellen eingehen kann. Kann ich mich bei 80 Kopien erinnern, warum Kandidat 75 eine 4, Kandidat 63 aber eine 5 kassiert hat?
Auf gar keinen Fall.
Können meine Bewertungsbögen dies? Auf jeden!
Da bleibt am Ende dann noch Zeit für einen Kaffee und ein bisschen außerschulisches Geplauder, auch schön.
Vorteile nach der Klausurrückgabe
Zauberwort: Transparenz.
Wer kann sich nicht an Klausuren aus der eigenen Schulzeit erinnern, bei denen ein paar Fehler angemerkt wurden, eine Note obendrauf – feddisch. Wie diese 2 jetzt zustande kam, das blieb ein Rätsel des Universums. Ich jedenfalls hatte solche Lehrer*innen.
Genau diese Lehrerin möchte ich nicht sein.
Meine Schüler*innen können anhand des Bogens genau erkennen, wie sich ihre Note zusammensetzt, wo sie nacharbeiten können/sollen. Es erspart mir zudem viele Diskussionen innerhalb des Klassenverbandes. Habe ich mich verrechnet, oder der Fehler liegt bei mir, ist dies auch schnell ersichtlich und behoben – eine win-win Situation also.
„Wie, mussten wir bei der Ländervorstellung auch die Flagge erklären? Das wusste…“
Du kennst das bestimmt auch. Oftmals lade ich daher etwaige Bewertungsbögen vor dem eigentlichen Prüfungs-/Benotungstermin in die Klassengruppe hoch, sodass es doppelt keine Entschuldigung gibt, unvorbereitete oder unvollständige Leistung zu erbringen. Bei Rückfragen der Erziehungsberechtigten kann ebenfalls schnell und effizient reagiert werden. Meine Erfahrungen sind hier durchgängig gut.
Aber die Freiheit… Das ist so eischränkend…
Oft gehört. Leider kann ich dies nicht nachvollziehen. Natürlich sollen Schüler*innen sich bei kreativen Aufgaben, Aufsätzen, Abenteuergeschichten und vielen weiteren Sachen austoben können. Natürlich sollen sie sich Freiheiten nehmen, auch mal etwas außer der Reihe auszuprobieren.
Aber das kann ich in Form eines Kommentares, eines zusätzlichen Bonuspunktes o.Ä. auch valorisieren, ohne dass meine Transparenz darunter leidet.
Und nun das Beste zum Schluss:
In meinem Shop findest du zu unterschiedlichen Themen bereits vorstrukturierte Bewertungsbögen, um noch zeiteffizienter deinen Erwartungshorizont zu erstellen. Du erhältst die Bögen im Word- und PDF-Format, sodass du deine Informationen einfach eintragen kannst.
Schau doch gleich mal vorbei, um dir ein Bild zu machen 😊
Oder ein Däumchen da zu lassen 😉
HIER geht es zu den Bewertungsbögen.
Bist du Team Bewertungsbogen oder Team Freiheit?