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Über Sinn und Unsinn von Lesekontrollen

„Bitte lesen Sie das Buch bis nach den Ferien“

Großes Geseufze. Unmotivierte Gesichter. 

Am Ende hat doch nur die Hälfte wirklich aufmerksam gelesen, der Unterricht ist zäh oder die Lesetagebücher mehr schlecht als recht erstellt. 

Die Lösung für mich: Kürzere Leseaufträge und regelmäßige Lesekontrollen.

Genau darüber möchte ich euch heute berichten. 

Bei der Bearbeitung von Ganzschriften lasse ich regelmäßig Lesekontrollen schreiben. Kurze, zeitsparende HÜ mit Ankreuzfragen und einer kurzen Schreibantwort am Anfang des Kurses, die nicht mehr als 5-10 Minuten in Anspruch nehmen – selten über das gesamte Buch, vor allem über Teilbereiche. Das erleichtert die Arbeit – nicht nur für mich, sondern vor allem auch für die Schüler*innen – auch wenn sie sich über diese Maßnahmen manchmal beschweren 😉 Hier warum:

1. Struktur

Zunächst einmal bringt die Regelmäßigkeit Struktur in den Bearbeitungsprozess eines Romans. Vor allem bei größerangelegten Bearbeitungsaufgaben wie einem Lesetagebuch oder einen Lektüredossier verlieren die Lernenden schnell den Überblick, unterschätzen den Zeitaufwand, sodass dann gegen Ende alles schnell und schludrig erledigt werden muss. 

Gebe ich Ihnen jedoch einen Zeitplan an die Hand und überprüfe dessen Fortschritt, sind meine Ergebnisse am Ende wesentlich sauberer, kompletter als auch erfolgreicher. Das erfordert Konsequenz, sicherlich, das erfordert am Anfang vielleicht auch den ein oder anderen Patzer seitens der Lernenden – aber das Erfolgserlebnis am Ende gleicht dies immer aus  😃  

2. Notenanhebung

Diese Tests sind eine Möglichkeit für sprachschwächere Lerner durch Fleiß ihre Note anzuheben. Ist bei Lesetagebüchern viel Text verlangt, verlieren Schüler*innen, die einfach in Grammatik und Rechtschreibung ihre Schwächen haben, durch die Bewertungsvorgaben viele Punkte, auch wenn sie ihre Arbeit mit Sorgfalt erledigen, das Buch  gewissenhaft lesen und sich Mühe bei der sauberen, kreativen Gestaltung geben. Diese Leseaufgaben zwischendurch geben ihnen die Möglichkeit, die Note anzuheben. Oftmals können sie diese auf freiwilliger Basis in ihr Portfolio einfügen oder ich lasse nur einen Teil gelten, die besten zwei aus drei/vier Aufgaben. Viele nehmen dieses Angebot dankend an und durch die Struktur der Tests ist es für den Lehrenden nicht wirklich viel Mehraufwand. 

3. Austausch

Diese Lesekontrollen bewerte ich nicht ständig und immer – sondern nutze sie als Möglichkeit des Austauschs. Indem die Schüler*innen sich erst alleine mit den Fragen auseinandersetzen, um sie dann mit einem Partner oder im Plenum zu besprechen, kann bspw. die Chronologie des Werkes bereits geklärt werden, einzelne Szenen können näher besprochen werden oder Verständnisschwierigkeiten können auf einfache Art und Weise besprochen werden. Durch die autonome Auseinandersetzung mit den Fragen ist die Beteiligung am Gespräch darüber hinaus höher, da jeder bereits etwas ausgefüllt hat. 

Auch wenn bei Lesetagebüchern bspw. mehrere Ganzschriften in der gleichen Klassengemeinschaft behandelt werden, können diese Kontrollen innerhalb einer Gruppe besprochen werden, die das gleiche Buch liest. Ich kann dann ein bisschen eruieren, wo die SuS dran sind und bei welchen Fragen in ihrer Arbeit sie mehr Hilfestellung benötigen, weil vielleicht ein Handlungsverlauf für sie nicht ganz klar ist. 

4. Modellfunktion

Haben die Schüler*innen schon Lesekontrollen ausgefüllt oder ihrem Portfolio hinzugefügt, können diese Arbeiten als Modell dienen, eigene Überprüfungen zu erstellen – analog oder digital. Dies schult nicht nur die selektive Lesekompetenz und die Schreibfertigkeit durch die Erstellung, sondern sorgt – jedenfalls in meinen Kursen – oft für eine Art Ehrgeiz, die Tests der Mitschüler*innen zu bestehen. Für mich bietet es zudem einen Anhaltspunkt, was die Lernenden noch an Themen interessieren könnte, die ich innerhalb der Klassenverbandes ansprechen sollte. 

Alles in allem bieten diese Lesekontrollen also viele Vorteile für beide Seiten, die ich in meinem Unterricht weiterhin nutzen will. Für mich persönlich sind die Ergebnisse bei Großarbeiten wesentlich zufriedenstellender. Am Ende profitiert also jeder davon  😃 der/die Lehrende durch befriedigendere Ergebnisse; die Lernenden durch bessere Noten

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Hey ich bin Vanessa,

Deutschlehrerin, Literaturbloggerin, Yogatante und eigentlich auch ein eigener Klassenclown. Ich bin überzeugt, dass die passende Literatur deine Schüler*innen zum Staunen bringt, dass mediale Projekte auch den letzten Lesefaulen aus der Ecke locken und ‚Klassiker‘ aus der Sekundarstufe verbannt gehören.

Seit mehr als 13 Jahren arbeite ich als Deutschlehrerin an unterschiedlichen Schulen, halte Workshops zur Literaturvermittlung und gebe dir nun aus meinen Erfahrungen heraus Tools und Material an die Hand, um bei deinen Lernenden wieder mehr Freude an der Literatur zu wecken.

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