Rezension zu C. Linker: Influence – Fehler im System

Das Internet bricht zusammen. Dauerhaft.

Was tust du?

Erstmal entspannen?

Den Fehler suchen?

Oder doch sicherheitshalber den nächsten Supermarkt leerräumen?

Der Jugendroman „Influence – Fehler im System“ kreist genau um diese Katastrophe: den Zusammenbruch unseres heißgeliebten Internets und das dazugehörige Chaos. Dabei begleitet der Roman nicht nur die beiden Protagonisten Amir und Kalliope auf eine abenteuerliche Reise durch Deutschland und Frankreich, sondern stellt auch viele interessante, manchmal auch entlarvende Fragen.

 

📚📚 Zusammenfassung 📚📚

 

Amirs Hände schwitzen, als er im Zug nach Köln sitzt. Zum Spaß fährt er nicht dorthin. Er ist auf dem Weg zu einem Treffen mit dem geheimnisvollen Blogger Habakuk. Seine Mission ist es, dem Blogger einen Chip zu übergeben, der geheime Daten für einen Leak enthält.

Doch von einem Augenblick auf den anderen scheint der Chip wertlos. Das Netz bricht zusammen, komplett. Kein Whatsapp. Kein Instagram. Nicht einmal mehr Telefonverbindungen sind möglich.

Amir ist dennoch entschlossen, das Treffen stattfinden zu lassen. Dort trifft er verblüffenderweise jedoch nicht Habakuk, sondern das Instagramsternchen Kalliope. Als er kurz darauf zuerst fast von einem Auto angefahren und dann noch von seltsamen Gestalten verfolgt wird, muss er schnell feststellen, dass er in eine größere Sache hineingeraten ist.

Er entscheidet sich gemeinsam mit seiner neuen Begleiterin der Sache auf den Grund zu gehen. Für sie beide beginnt nun ein gefährlicher Road Trip durch die Eifel bis hin zu der felsigen Küste der Bretagne – mehr als einmal begeben sie sich dabei in Lebensgefahr und Amir muss feststellen, dass er von einigen seiner Bekannten nur benutzt wurde.

 

📚📚 Rezension 📚📚

Mit „Influence – Fehler im System“ ist Christian Linker ein hervorragender Near-Future-Thriller gelungen mit einem rasanten Erzählkern. Die Sprache ist modern, eher locker, sodass Jugendliche schnell Zugang dazu finden.

Die Story ist in der Ich-Form aus Amirs Perspektive geschrieben. Der Jugendliche nimmt den Leser mit auf seine Reise, während er in Form von Rückblicken auch Einblick in seine Vergangenheit gewährt. Amir gewinnt als Figur damit an Tiefe, an Nahbarkeit. Die Entwicklung vom „Hinterbänkler“ hin zu einem der Hauptcharaktere innerhalb das Machtgerangels um die Wiederherstellung des Internets ist nachvollziehbar – vor allem weil Amir sich auch selbst in Frage stellt.

Die Themen des Romans sind vielschichtig. Eigentlich habe ich den Roman gekauft, um ihn nur in meine Klassenbibliothek für die zehnte Klasse aufzunehmen.

Mir wurde aber schnell klar, dass der Roman so viel mehr Potenzial hat und sich als vollwertige Klassenlektüre anbietet. Christian Linker stellt in seinem Roman viele Fragen, gibt viele Diskussionsanregungen. Zum einen ist der Roman gespickt von Habakuks gesellschaftskritischen Blogbeiträgen, die es in sich haben. Zum anderen werden auch nebenbei viele Problematiken aufgeworfen:

Wer sind Influencer ohne Publikum?

In welchem Ausmaß ist Alltagsrassismus in unserer Gesellschaft vorhanden?

Welche Algorithmen beeinflussen unsere Entscheidungen?

Wie friedlich ist der Mensch in der Krise?

Was bedeutet Freiheit und wie viel Freiheit braucht das Individuum?

Sind Prepper eigentlich reale Gestalten?

Das alles untermalt der Autor mit einem teils sarkastischen Unterton, den ich sehr bei Christian mag. Der Stoff zum Nachdenken ist dabei in eine überaus spannende Geschichte eingebettet, die nicht an Tempo nachlässt, sodass sie den Leser durchgehend fesselt – sowohl die Jugendlichen als auch die Erwachsenen ?

📚📚 Einsatz in der Schule 📚📚

Ich empfehle den Roman für ältere, lesestärkere Lernergruppen weiter. In der 9ten Klasse sollten die Schüler*innen jedoch schon eine gewisse Affinität für politische Prozesse mitbringen, um in der Geschichte durchzusteigen – aber ich denke auch hier ist der Thriller in der Klassenbibliothek denkbar.

Ab der 10ten Klasse sollte die Lektüre kein Problem sein. Durch die eingebundene Influencerin sowie auch Amirs Bestreben, seine Träume Realität zu machen, sollten die Jugendlichen schnell Zugang zu den Figuren und der Story finden. Die Mischung von Gegenwart und eingebetteten Rückblicken sollte jedoch zu Beginn einmal angesprochen werden.

Die ambivalente Ausrichtung des Romans hinsichtlich gesellschaftlicher Themen bietet viele Anknüpfungspunkte für Diskussionen im Plenum, sei es nun über den Alltag von Influencern oder die sogenannten „Trollfabriken“.

Alleine schon das Gedankenexperiment einer Welt ohne Internet vor der Lektüre des Romans stelle ich mir in einer 10ten/11ten Klasse sehr gewinnbringend vor. Im Roman bricht das Chaos innerhalb weniger Tage aus und ich muss ehrlich zugeben, dass mich die Frage seither beschäftigt, ob wir in Zentraleuropa wirklich derart schnell in archaische Muster zurückfallen würden.

Themen, die sich jedenfalls für den Unterricht anbieten:

  • Gedankenexperiment: eine Welt ohne Internet
  • Recherche zu den einzelnen Stationen der Reise
  • Herausarbeiten von Amirs Arbeitskonditionen bei CAP und Recherche zu den realen Clickworkern
  • Diskussion zu Kalliopes Aufstieg zum Insta-Star
  • Besprechung des Verhaltens der Bürgerwehr und Prepper
  • Recherche zu Trojanern und ähnlichen Vorfällen in der Realität
  • Charakterisierung der Protagonisten Amir, Kalliope, Manfred und Olena
  • Analyse der Entwicklung der Beziehung zwischen Amir und Kalliope
  • Handlungsmotive der Figuren analysieren und diskutieren
  • Verhalten der Regierung reflektieren

Es wundert mich stark, dass dtv zu diesem Roman noch kein Unterrichtsmaterial erstellen hat lassen, weil er für die Mittelstufe wirklich fruchtbar gemacht werden kann. Die unzähligen Touching Points mit der Wirklichkeit der Jugendlichen machen die Story spannend, während sie gleichzeitig auf so vielen Ebenen Denkanstöße bietet.

 

*** Fazit ***

Für mich nach der Lektüre eine volle Empfehlung.

Die Schüler*innen sollten schnell Zugang zur Geschichte finden, wenn auch bedacht werden muss, dass der Roman eher für lesegeübte Lerner ist. In einem Kurs mit DaZ würde ich den Roman nur zur individuellen Lektüre aufgeben.

Das Zusammenspiel von Spannung, Kritik und Denkanstößen macht aus dem Roman dennoch die ideale Besetzung für eine Klassenlektüre.

Lest also unbedingt mal in den Roman rein. ?

 

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Hey ich bin Vanessa,

Deutschlehrerin, Literaturbloggerin, Yogatante und eigentlich auch ein eigener Klassenclown. Ich bin überzeugt, dass die passende Literatur deine Schüler*innen zum Staunen bringt, dass mediale Projekte auch den letzten Lesefaulen aus der Ecke locken und ‚Klassiker‘ aus der Sekundarstufe verbannt gehören.

Seit mehr als 13 Jahren arbeite ich als Deutschlehrerin an unterschiedlichen Schulen, halte Workshops zur Literaturvermittlung und gebe dir nun aus meinen Erfahrungen heraus Tools und Material an die Hand, um bei deinen Lernenden wieder mehr Freude an der Literatur zu wecken.

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