Buchrezension, Jugendroman, Sarah Jäger, Entwicklungsroman, Jugendliteratur

Rezension: Sarah Jäger – Nach vorn, nach Süden

In ihrem Roman „Nach vorn, nach Süden“ entführt Sarah Jäger ihre Leser*innen auf einen Road-Trip. Einen Road-Trip aus dem Ruhrgebiet hinaus nach Fulda, Ulm bis an die Nordsee – eine Reise mitten hinein in das Erwachsenwerden, gewürzt mit Witz, Charme und einer Prise Sarkasmus.

Der Roman eignet sich hervorragend für die 9te/10te Klasse und bietet so viele Ansatzpunkte zur produktiven, kreativen aber auch analytischen Arbeit mit den Schüler*innen.

 

📘📘 Zusammenfassung 📘📘

 

In dem Roman „Nach vorn, nach Süden“ begeben sich ‚Entenarsch‘, Marie und Can auf eine irrwitzige Reise, um ihren vor Monaten verschwundenen Freund Jo zu suchen – wobei ‚Entenarsch‘ am Anfang für Can und Marie eher Mittel zum Zweck ist: Sie ist die einzige aus der Crew des Penny-Hinterhofs, die einen Führerschein besitzt.

Bei ihrem Road-Trip durch deutsche Städte entwickelt sich aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft jedoch weitaus mehr – und auch die Dynamik der restlichen Crew im Hinterhof ändert sich allmählich. Während sich zwischen ‚unserem‘ Pavel und dem Neuen Leroy eine Liebesbeziehung entwickelt, muss Vika sich den eigenen Fehlern stellen und akzeptieren, dass sie nicht ganz unschuldig am Ende der Beziehung zu Otto ist – und dass ihr Exfreund eine sehr sympathische neue Freundin besitzt.

Als alle gemeinsam auf ein Musikfestival gehen, um dort Jo zu suchen, gerät die Situation jedoch aus dem Ruder. Marie ist nicht nur mitgenommen, weil Jo trotz verzweifelter Suche nicht auftaucht, sondern muss sich ebenfalls anhören, warum ‚Entenarsch‘ eigentlich in ihre Beziehung zu ihm eingegriffen hat.

Bei dieser Eskalation weiß ‚Entenarsch‘ plötzlich, was sie zu tun hat. Dabei wächst sie über sich hinaus und lernt nicht nur, endlich auf die Autobahn zu fahren…

 

📘📘 Rezension📘📘

 

Sarah Jägers Debütroman ist ein Roman mit subtiler Action: Jo ist verschwunden, Marie will ihn finden, und so beginnt die wilde Jagd, bei der der einzige Anhaltspunkt ein paar Postkarten sind, die immer weiter nach Süden führen. Ein Roadtrip, der sich gewaschen hat, obschon die Handlung auf den ersten Blick sehr ‚smooth‘ dahinläuft – doch auf den zweiten Blick steckt sehr viel mehr dahinter, denn die Reise führt nicht nur durch Städte, sondern auch durch die Abgründe der eigenen Existenz.

Dabei entwirft die Autorin etwas skurrile, aber sehr sympathische Charaktere, so real, als könne man sie morgen gleich selbst am Pfandautomaten treffen. Die Dialoge zeigen einen unterschwelligen Humor, viel Situationskomik – und das ganz ohne Anbiederung in Jugendsprache.

Darüber hinaus verstecken sich hinter all den kleinen tragischen Episoden auch tiefgängigere Themen, denn bei den Protagonisten ist definitiv nicht „alles Fidschi“, auch wenn es bei einigen wie dem quirligen Can, der eigentlich nie aufhört zu reden, an der Oberfläche so aussieht. Sarah Jäger streift viele Themen, die für die Jugendlichen äußerst relevant sind, z.B. die Erwartungen, die Eltern an einen haben und wie man damit umgeht, wie man Schicksalsschläge wie den Tod eines nahen Verwandten verkraftet, wie man eigene Entscheidungen trifft, hinter denen man stehen kann und nicht zuletzt, wie man mit seinem Gewissen umgeht und Fehler eingesteht.

Auch wenn ich das Buch für die 9te/10te Klasse hier empfehle, muss ich zugeben, dass ich dieses Debüt als Allrounder ansehe – ein Roman, der mich auch als Erwachsene fesseln konnte und mich manchmal etwas wehmütig an die langen Teeniesommer zurückdenken ließ.

 

👨‍🏫 Einsatz in der Schule

 

Sarah Jägers Entwicklungsroman „Nach vorn, nach Süden“ ist die ideale Besetzung für die 9te und 10te Klasse – der Roadtrip der Figuren sowie das vielfältige Figureninventar geben dem Roman die nötige Dynamik, um die Lerner am Ball zu behalten, ohne jedoch an Analyse- und Diskussionspotenzial zu verlieren.

Der Roman bietet sowohl Analysepotenzial hinsichtlich literarischen Wissens  als auch Anknüpfungspunkte für Projektarbeit (z.B. eine Romanzeitung, Literatur to go) und individuelle Leseprozesse.

Themen, die sich für die Unterrichtsarbeit anbieten:

  • Recherche zu den einzelnen Stationen der Reise
  • Diskussion über die Bedeutung des Hinterhofs und anderen Orten
  • Diskutieren der Figurendynamik, Erstellung von Soziogrammen
  • Kommunikation zwischen den einzelnen Protagonisten
  • Charakterisierung der einzelnen Figuren Can, Marie, Jo, Lena, Pavel und Vika
  • „Nach vorn, nach Süden“ als Entwicklungsroman: Wie Lena über sich selbst hinauswächst
  • Vika als Abbild einer Generation: Warum sie ihre Chancen nicht wahrnimmt
  • Eltern-Kind-Beziehungen: Sicherheit (Lena) vs. Gleichgültigkeit (Jo)
  • Funktionierende und scheiternde Beziehungen: Warum sucht Marie nach Jo?

„Nach vorn, nach Süden“ ist demnach ein Roman mit vielen Facetten. Durch die Ambivalenz der Figuren bietet er jedem Lerner Identifikationspotenzial – und das ganz ohne sich anzubiedern. Eine tollte Lektüre.

 

👨‍🏫 Differenzierte Arbeitshefte zu dem Roman

 

„Nach vorn, nach Süden“ ist in diesem Jahr Pflichtlektüre für Real- und Hauptschulabschluss in BaWü – ich will nicht sagen, ich bin verwundert über die (ausnahmsweise) passende Lektürewahl für die Prüfung, aber ja… Ihr wisst, was ich meine 😉

Bei meiner Sichtung des Materials zu dem Jugendbuch bin ich auf die Arbeitshefte von Krapp & Gutknecht gestoßen. Der Verlag bietet demnach bereits differenziertes Material für die beiden Schulstufen an – besser noch: Es gibt sogar eine Inklusionsversion, sodass ihr auch innerhalb des Klassenverbandes weiter differenzieren und effizienter individuell fördern könnt.

Die Arbeitshefte führen zunächst durch den linearen Erzählstrang, indem sie die einzelnen Kapitel behandeln. Im Anschluss werden die Kenntnisse zu den einzelnen Themenbereichen nochmals vertieft wie die Figurendynamik, die Wiederholung der Charakterisierung oder auch die Diskussion über Lena, ihr Verhalten und ihre Entwicklung. Krapp & Gutknecht Arbeitsheft

Jedes dieser Hefte beinhaltet für die Schüler*innen einen QR-Code. Der Code führt zu Onlinemodulen, die nochmals die Inhalte interaktiv wiederholen. Die Onlineübungen sind vielfältig angelegt, umfassen beispielsweise Drag&Drop Möglichkeiten oder auch Multiple-Choice Formate.

Alles in einem bin ich begeistert von den Heften , vor allem durch die interaktiven Übungen und die vorab bedachte Möglichkeit der Differenzierung. Ich kann euch nur ans Herz legen, einmal einen Blick in die Hefte von Krapp & Gutknecht zu werfen, es lohnt sich.

 

*** Fazit ***

 

Ich vergebe hier fünf Sterne aus dem Herzen heraus.

Die Schüler*innen sollten schnell Zugang zur Geschichte finden. Zudem sind die Sprachhürden nicht sehr hoch, die Kapitel kurzgehalten und das Thema spannend.

Die Geschichte bietet vielfältige Diskussionsansätze. Einfach lässt sich ein Gegenwartsbezug ziehen über die einzelnen Ziele, oder eben gerade die Ziellosigkeit der Jugendlichen. Jede Figur bietet auf ihre eigene Art und Weise Identifikations- sowie Analysepotenzial. Die Hauptthemen wie „Was ist Glück?“, „Wo fängt Freundschaft an?“ oder auch die Grenzen des eigenen Handelns sind allesamt Themen, die die Altersgruppe ansprechen sollten.

Lest also unbedingt mal in den Roman rein. 😉

 

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➡️ differenzierte Arbeitshefte von Krapp & Gutknecht

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Hey ich bin Vanessa,

Deutschlehrerin, Literaturbloggerin, Yogatante und eigentlich auch ein eigener Klassenclown. Ich bin überzeugt, dass die passende Literatur deine Schüler*innen zum Staunen bringt, dass mediale Projekte auch den letzten Lesefaulen aus der Ecke locken und ‚Klassiker‘ aus der Sekundarstufe verbannt gehören.

Seit mehr als 13 Jahren arbeite ich als Deutschlehrerin an unterschiedlichen Schulen, halte Workshops zur Literaturvermittlung und gebe dir nun aus meinen Erfahrungen heraus Tools und Material an die Hand, um bei deinen Lernenden wieder mehr Freude an der Literatur zu wecken.

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