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Buchrezension, Rezension, Klassenlektüre, Literatur im Unterricht, 9.Klasse, 10. Klasse

Rezension: K. Bendixen – Taras Augen (Jugendroman)

Der Jugendroman „Taras Augen“ wirft den Lesenden in eine nicht allzu ferne Zukunft – doch eine Zukunft, in der die Macht des Staates, die Macht der Konzerne und die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter gewachsen sind.

In der Welt, in der Alùn und Tara leben, sorgen Sigphones für das Tracking der Bevölkerung. Watcherdrohnen sorgen für Ordnung im Alltag. Jegliches Auflehnen wird gleich zu Anfang abgewürgt. Wichtige Informationen werden der Bevölkerung bewusst vorenthalten.

All dies müssen die beiden Teenager nun nach einer weitreichenden Chemiekatastrophe am eigenen Leib erfahren…

Für mich ein toller Roman für die Mittelstufe, mit dem sich wichtige gesellschaftliche Themen, aber auch das Thema „Schicksalsschläge“ effektiv erarbeiten lassen.

 

📘📘 Zusammenfassung 📘📘

 

Tara hat drei Leben:

Das erste endet, als der Chemieunfall sie aus ihrem Zuhause reißt.
Das zweite endet, als sie mit ihrer Familie in die gelbe Zone zurückkehren muss.
Das dritte endet, als sie die Konsequenzen der staatlichen Ignoranz am eigenen Leib spürt…

Katharina Bendixen erzählt in ihrem Jugendroman „Taras Augen“ eine wundervoll emotionale Geschichte über Tara und Alùn.

Seit Kindertagen sind die beiden Jugendlichen unzertrennlich: Tara, die ambitionierte Schwimmerin mit Heißhunger auf Medaillen, und Alùn, der sensible Künstler aus einer gutsituierten Ärztefamilie. Doch genau hier beginnen für beide bereits die Schwierigkeiten, denn Taras Familie ist vor allem Alùns Mutter nicht gut genug. Hieraus erwächst ein Streit, der die beiden auseinanderreißt.

Kurz darauf kommt es zu einem schwerwiegenden Chemieunfall in der Factory 11. Das gesamte Wohngebiet muss geräumt werden, sodass die beiden sich noch weiter aus den Augen verlieren. Während Tara kurzzeitig mit ihrer Mutter in einer Notunterkunft unterkommt, findet Alùns Familie in Tonfato schnell eine richtige Wohnung und die Mutter eine neue Position als Chefärztin.

Doch die Notunterkünfte sind für die Regierung keine Dauerlösung. Als die Betreiber der Factory 11 neue Studien vorlegen, dass das Sperrgebiet keine Gefahr mehr birgt, nehmen die Machthaber dies unhinterfragt hin. Sie schließen die Notunterkünfte. Auf diese Art sind die Menschen nun gezwungen, in die gelbe Zone zurückzukehren.

Doch was sich am Anfang wie pure Freiheit anfühlt – denn in der gelben Zone gibt es nun weder Watcher noch staatliche Kontrollinstanzen – entpuppt sich schnell als Danaergeschenk. Vor allem die zurückgekehrten Jugendlichen beschweren sich nämlich zunehmend über Schwindel und Kopfschmerzen…

„Was denken Sie, warum wir unsere Gärten selbst dekontaminieren mussten? Für die Gelbe Zone interessiert sich niemand und durch diese Krankheit wird das noch schlimmer.“ (S.140)

Leider merken die Rückkehrer nun, wie alleingelassen sie wirklich sind.
Und doch keimen gerade jetzt wieder die Hoffnungsschimmer für die Liebe zwischen Alùn und Tara…

 

📘📘 Rezension 📘📘

 

Jugendroman "Taras Augen", Dystopie, 9.Klasse, 10.Klasse, KlassenlektüreDer Einstieg in den Jugendroman ist durch das ganz eigene Vokabular dieser Welt etwas schwierig, lässt sich aber durch das bucheigene Lexikon gut auffangen – auch bei der Arbeit als Klassenlektüre.

Die Geschichte nimmt ziemlich schnell Fahrt auf. Der Kritikpunkt einiger Rezensenten, das Buch hätte in der Mitte seine Längen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich fand gerade diesen Aufbauprozess in der gelben Zone spannend, dieses zunehmende Desinteresse alter Freundinnen in der sicheren Stadt wie auch den Umgang der Jugendlichen mit ihrer Krankheit. Gerade hier liegt doch das Spannende einer Dystopie: Wie gehen die Menschen mit ihrem Schicksal um? Was gibt ihnen noch Hoffnung in einer scheinbar hoffnungslosen Situation?

Die Kerncharaktere finde ich gut ausgearbeitet – Tara in ihrer leicht motzigen, rebellischen Art, Ste mit ihrer seltsamen Distanz zu allem und jedem und Alùn, der sensibel auf seine Mitmenschen reagiert und ganz oft zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen seiner Liebsten hin- und hergerissen ist. Die Erwachsenen bleiben dahingehend eher schemenhaft, werden aber auch nur durch die Augen der beiden Erzähler Tara und Alùn beleuchtet, sodass diese Leerstelle von den SuS gefüllt werden könnte.

Die Story von „Taras Augen“ beschäftigt sich zudem mit wichtigen Themen, mit durchaus offensichtlichem Gegenwartsbezug. Der Umgang mit den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen wird klar vor Augen geführt: Die Gutsituierten dürfen in Sicherheit bleiben, während man die Menschen am anderen Ende im Stich lässt und ihnen nicht einmal nötige Hilfsgüter zur Verfügung stellt. Diese Themenverflechtung finde ich immer mitreißend – besonders für den Einsatz in der Klasse.

Das Einzige Manko ist für mich der Epilog.

Der Epilog war für meinen Geschmack durch das Aufwerfen vieler weiterer Fragen (ob es wohl einen zweiten Teil geben wird?) schlichtweg unbefriedigend – das ist aber nun meine persönliche Präferenz abgeschlossener Geschichten, die hier spricht. Der Epilog des Jugendromans „Taras Augen“ lässt mir zu viel Spielraum für die Auflösung des Dramas rund um den Unfall und das Schicksal der Rückkehrer.

 

 

👨‍🏫 Einsatz in der Schule

 

Der Jugendroman „Taras Augen“ ist für mich perfekt geeignet für die 9./10.Klasse – eventuell auch eine starke 8.Klasse – da der Roman gute Möglichkeiten für erste Diskussionen über Politik und Machtverteilung auf einer Metaebene bietet. Hierbei sehe ich den Roman sowohl als Klassenlektüre als auch als Lektüre für individuelle Leseprojekte wie Lesetagebücher, Buchtrailer oder -vorstellungen. Sicher sollte mit den SuS anfangs auf das Setting und seine Eigenheiten sowie Fachwörter eingegangen werden, aber der Einstieg sollte dennoch nicht allzu schwer sein.

Für den Unterricht bieten sich dann ebenfalls folgende Punkte an:

  • Gedankenexperiment: Aufbau eines neuen Lebens nach einer Katastrophe
  • Nachrichtensperre zur gelben Zone – gerechtfertigt?
  • Haben große Konzerne wirklich so viel Macht?
  • Wie viel Verantwortung tragen Konzerne für die Konsequenzen solcher Unfälle?
  • Umgang mit Protestaktionen der Untergrundgruppen.
  • Organisation des futuristischen Staates: Wie weit sollte Überwachung gehen?
  • Ste als ambivalente Figur: Ist ihr Verhalten richtig? Oder ist sie eine Betrügerin?
  • Der Aufstieg von Taras Mutter zur gefeierten Künstlerin: Darf man mit Katastrophen Geld verdienen?

Über diese zentralen Themen des Jugendromans hinaus kann man natürlich ebenfalls an den Charakterisierungen arbeiten, eine Grafik zur Figurenstruktur erstellen, Recherchen zu krankheitsbedingter Erblindung durchführen, Flyer für die Protestmärsche designen lassen, Recherchen zu Dekontaminierung machen, … Die Möglichkeiten sind überaus vielfältig bei diesem Roman.

 

*** Fazit ***

 

Katharina Bendixen ist mit „Taras Augen“ ein sehr eindrucksvoller Jugendroman rund um den Wiederaufbau einer gewissen Normalität nach einem Chemieunfall gelungen. „Taras Augen“ bietet eine fesselnde Handlung, gut ausgearbeitete Charaktere und eine relevante Themenverknüpfung, die zum Nachdenken anregt. Der Roman beleuchtet gekonnt den Umgang der Menschen mit ihrer schweren Situation und zeigt die unterschiedlichen Facetten menschlicher Hoffnung im Angesicht von Not und Ungerechtigkeit.

Die Themen des Romans sind derart vielfältig, dass jeder Anknüpfungspunkte finden sollte – sei es die Romanze um Alùn und Tara, sei es Taras gleichzeitig aufkommende Gefühle für ihre neue Freundin Ste, sei es der Komplex um Alùns Street Art oder eben der gesamte Fokus um das nun neustartende Leben in der gelben Zone.

Von mir 4,5 Sternchen von 5 – ich kann mich mit dem Epilog einfach nicht anfreunden.

Lest aber unbedingt mal rein, wenn ihr gerade eine Klassenlektüre für die Mittelstufe sucht.

 

Du willst den Roman Lektüre aufgeben?

Dann spar dir jetzt Zeit und hol dir passendes Material hierzu:

➡️ Lesekontrollen zum Roman „Taras Augen“
➡️ Unterrichtsmaterial des Verlages

 

 

Du willst mehr Lesetipps?

Dann hol dir meine Liste an Empfehlungen für den Unterricht 😊

➡️ Lektüretipps für die Klassen 6-12

 

Disclaimer: Dieser Artikel enthält Affiliatelinks.

 

 

 

 

 

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Hey ich bin Vanessa,

Deutschlehrerin, Literaturbloggerin, Yogatante und eigentlich auch ein eigener Klassenclown. Ich bin überzeugt, dass die passende Literatur deine Schüler*innen zum Staunen bringt, dass mediale Projekte auch den letzten Lesefaulen aus der Ecke locken und ‚Klassiker‘ aus der Sekundarstufe verbannt gehören.

Seit mehr als 13 Jahren arbeite ich als Deutschlehrerin an unterschiedlichen Schulen, halte Workshops zur Literaturvermittlung und gebe dir nun aus meinen Erfahrungen heraus Tools und Material an die Hand, um bei deinen Lernenden wieder mehr Freude an der Literatur zu wecken.

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