„Engagement für die politische Bildung ist Engagement für die Demokratie.“
THOMAS KRÜGER
Warum dieses Thema nicht auch im Literaturunterricht aufgreifen?
Bei der zunehmend angespannten Lage in der Politik einiger Bundesländer sollten wir mit den Schüler*innen Bücher – auch Jugendromane – lesen, die ihnen die Möglichkeiten politischer Partizipation aufzeigen ohne mahnenden Zeigefinger, die ihn zeigen, dass es hinter den Kulissen gärt und Unterdrückung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sich hinter vielen Deckmänteln verstecken kann.
Mit „Der Schuss“ ist Christian Linker genau solch ein Roman gelungen: Mit der Handlung um den 17jähigen Robin, der eigentlich absolut nichts mit Politik und überhaupt Problemen zu tun haben will, zeigt der Autor, dass das politische Geschehen uns alle betrifft, dass wir alle aktiv werden können und hinter den Kulissen viel mehr passiert, als man augenscheinlich wahrnimmt.
📘📘 Zusammenfassung 📘📘
Nach dem ganzen Stress mit seiner Bewährungsstrafe will der 17jährige Schulabbrecher Robin Fuchs eigentlich nur noch seine Ruhe – seine Ruhe vor dem Drogendealen, Ruhe vor den Rivalitäten in seinem Block, eigentlich vor der Welt und Menschen allgemein.
Als er jedoch alleine am Spielplatz raucht, nimmt Robins Leben eine grobe Wendung: Ein Journalist stolpert blutüberströmt auf ihn zu, drückt ihm einen USB-Stick in die Hand und auf seiner Flucht wird Robin auch noch Zeuge eines Mordes. Obschon der Teenager mit den Vorfällen nichts zu tun haben will, katapultieren ihn diese Erlebnisse in eine Welt der politischen Machtspiele, Intrigen und rassistischen Weltbilder.
Während Robin nun versucht, den Stick in die richtigen Hände zu spielen, merkt er nicht nur, wie seine Schwester der Manipulation einiger radikaler Bekanntschaften unterliegt, sondern auch wie sein Jugendfreund Fred Kuschinski die Vorfälle am Spielplatz für die Zwecke seiner Partei und der bevorstehenden Wahl nutzt: Er organisiert Mahnwachen, schürt Fremdenhass und unterstützt die Theorie, dass der hiesige Drogendealer Hakan Topal für die Taten verantwortlich sei.
Robin gerät zunehmend in ein Dilemma. Soll er sich weiter raushalten, und dem Familienmotto „Sich raushalten und bloß nicht die Klappe aufmachen“ (S.6) treu bleiben – oder soll er aus sich herausgehen und gegen die rechtsradikale Partei vorgehen.
📘📘 Rezension 📘📘
Der Jugendroman „Der Schuss“ begeistert mich jedes Mal, wenn ich ihn mit einer 10. Klasse lese, weil er einfach so viel zu bewegen mag.
Robin in seiner Orientierungslosigkeit bietet bereits für die Jugendlichen so viel Identifikationspotenzial: Es fehlt ihm an Vorbildern, er hat keine Richtung, in die er gehen kann und so verharrt er auf der Stelle, bis er Henry kennenlernt. Mit ihr erkennt er, dass es neben den eigenen Problemen noch größere, gesellschaftliche Probleme gibt, für die sich ein Einsatz lohnt.
Durch das mehrperspektivische Erzählen gewinnen die Schüler*innen viele unterschiedliche Einblicke in das Geschehen. Durch die Gegenüberstellung von Robins Entdeckungen und Mels zunehmender Vereinnahmung durch die Ideen der DAP wird ersichtlich, wie sich die Halbwahrheiten und manipulativen Reden in den Köpfen vieler junger Menschen festsetzen können.
Mit Robin und Fred sind dem Autor zwei äußerst ambivalente Figuren gelungen. Während der charismatische Fred durch clevere Schachzüge, einer durchdachten Selbstdarstellung und seiner Redegewandtheit versucht, die Wahl für sich zu entscheiden, wächst Robin an den Geschehnissen über sich hinaus und findet seinen Weg. Die kriminalistische Handlung hält dabei die Spannung hoch, sodass die 69 Kapitel leicht zu meistern sind. Gleichermaßen ist dieser Roman ein Plädoyer für Zivilcourage, für das Hinterfragen der eigenen Werte und vor allem auch das Hochhalten demokratischer Grundregeln.
Auch wenn Henry und Robin vielleicht radikale Wege gehen, ist es eine Möglichkeit, mit den Schüler*innen zu diskutieren, wo politischer Aktivismus anfängt, wo seine Grenzen liegen und vor allem auch, wo die Grenzen politischer Aktionen von Politikern selbst liegen sollten. Mit der Figur des Journalisten Magnus Mahlmann ergibt sich zudem das Potenzial, mit den Lernern den Investigativjournalismus einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
👨🏫 Einsatz in der Schule
Ich habe Christian Linkers „Der Schuss“ nun schon mehrfach mit einer 10.Klasse gelesen und durchweg gute Erfahrungen gemacht. Durch den Mord, das zunehmende Erzähltempo, sobald der Kampf um den USB Stick mit dem brisanten Videomaterial beginnt sowie die aufkeimende Fremdenfeindlichkeit gegenüber Henry halten die Schüler*innen am Ball.
Die unterschiedlichen Themen werden zudem gut verwoben, sodass der Jugendroman unzählige Anknüpfungspunkte bietet.
Themen, die sich für die Unterrichtsarbeit anbieten:
- Mels zunehmende Begeisterung für die Partei DAP
- die Manipulationstechniken der DAP
- Charakterisierung von Robin, Henry und Fred
- die rassistischen Erfahrungen der jungen Henry
- Robins Entwicklung über den Roman hindurch
- die einzelnen politischen Aktionen beleuchten und hinterfragen
- Realbezüge zu fremdenfeindlichen Geschehnissen der Gegenwart ziehen
- Perspektivlosigkeit und fehlende Vorbilder bei Jugendlichen
- Eltern-Kind-Beziehungen
„Der Schuss“ ist demnach ein Roman mit vielen Facetten – gerade in der heutigen Zeit und den hitzigen Diskussionen. Er bietet Anlass, über Politik zu diskutieren, eventuell sogar ein fächerübergreifendes Projekt mit dem Geschichts-/Politikunterricht zu unternehmen hinsichtlich dessen, was es an politischen Mitbestimmungsmöglichkeiten für Jugendliche gibt.
*** Fazit ***
Für mich ist „Der Schuss“ von Christian Linker eine volle Empfehlung für alle, die ihre Schüler*innen an Politik und zugehörige Diskussionen heranführen vollen.
Sprachlich ist der Roman leicht zugänglich. Vor allem auch Robins anfängliche „Null Bock“ Einstellung bietet für viele Lerner eine einfache Zugangsmöglichkeit, über die sie sich in die Geschichte einfinden. Dass Mel ihn dann nachher verrät… Nun gut, ich möchte nicht zu viel verraten 😉
Long story short: Wirf einen Blick in den Roman. Am besten mit deiner Klasse. 😉
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