Buchvorstellung – schon tausend Mal im Deutschunterricht gehört, mindestens so oft gemacht.
Die Resultate? So naja.
Dabei sind Buchvorstellungen im Unterricht so ein spannendes und vor allem einfaches Differenzierungstool, das dir den Literaturunterricht leichter macht. Jeder Lerner kann individuell nach seinen Stärken, nach seinen Interessen arbeiten.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du deine nächste Buchvorstellung zum Highlight im Unterricht machst – wie du optimale Ergebnisse erzielst, damit du beim nächsten Mal überrascht von den Ergebnissen bist.
1. Differenzierung – eine Definition
Differenzierung ist ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts, der oft vernachlässigt wird.
Es geht darum, jedem Lernenden die Möglichkeit zu geben, auf seinem individuellen Niveau zu arbeiten, seine Stärken zu zeigen, während die Schwächen aufgearbeitet werden – gar keine so leichte Aufgabe für eine Lehrkraft.
Oftmals machen wir uns das Leben bei der Differenzierung im Unterricht kompliziert. Wir verstehen darunter, dass quasi jeder individuell betreut wird, individuelles Material erhält und ich bei jedem genau Bescheid weiß, wo im Detail der differenzierte Förderbedarf liegt.
Spoiler: Das kann niemand leisten, der mehr als 10 Schüler betreut.
Differenzierung bedeutet nicht, dass jeder ständig eine andere Aufgabe bekommt, sondern dass der Lehrende verschiedene Möglichkeiten anbietet, um das Ziel zu erreichen/erreichen zu können. Dies können simple Hilfestellungen sein, indem z.B. eine Aufgabe einmal frei präsentiert wird und für die anderen in Tabellenform, indem die einen Vokabelhilfen bekommen, während die anderen das Wörterbuch benutzen, …
Im Literaturunterricht ist das oberste Ziel für mich: Lesefreude wecken und sicherstellen, dass meine Lerner den Roman (wenigstens zum großen Teil #mehrRealismus) lesen, verstehen und sich darüber austauschen. Genau deswegen nutze ich oft individuelle Leseprozesse, anstatt eine Plenumslektüre zu bearbeiten. Eines der Tools für dieses differenzierte Lesen ist die Buchvorstellung.
2. Die Buchvorstellung ein Differenzierungstool
In diesem Kontext der Differenzierung im Literaturunterricht nutze ich oft die Buchvorstellung. Hier werden individuelle Ganzschriften anhand von vorgegebenen Aufgabenformaten durch die einzelnen Lerner vor dem Plenum vorgestellt, um sich im Anschluss an die Präsentation darüber auszutauschen.
Durch die Wahl unterschiedlicher Romane – aus vielen Themengebieten, in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und Längen – kann quasi jeder Lerner differenziert in seinem Kompetenzraum angesprochen werden, ohne dass individuelles Material erstellt werden muss. Die Buchvorstellung bietet also eine vielversprechende Möglichkeit, um den Unterricht zu differenzieren und somit jedem Schüler und jeder Schülerin gerecht zu werden.
Durch die Möglichkeit, ein Buch ihrer Wahl vorzustellen, können sie ihre individuellen Stärken und Vorlieben präsentieren und sich auf ihre eigene Art und Weise ausdrücken. Für einige Schülerinnen und Schüler kann dies darüber hinaus eine Chance sein, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, während andere die Gelegenheit nutzen können, ihre Kreativität auszuleben – je nachdem, welche Aufgabenformate aufgegeben werden. Hierbei müssen nicht alle Lerner die gleichen Aufgaben erledigen – du kannst zu einem Themenbereich Wahlaufgaben stellen, beispielsweise bei der Charakterisierung der Hauptfiguren:
Löse zu zwei der Figuren im Buch eine der folgenden Aufgaben:
- Erstelle jeweils eine Stimmungskurve zu der Figur. Trage mindestens 7 entscheidende Situationen ein, die wichtig sind für die Entwicklung dieser Kurve und stelle das Resultat deinen Klassenkameraden vor.
- Schreibe ein Akrostichon zu den Namen der Figuren. Stelle deine Gedichte vor und erkläre, wie du zu diesen Begrifflichkeiten gekommen bist.
- Sammle alle Informationen zu diesen Figuren und versuche mithilfe dieser Stichwörter und einer K.I. Portraits der Figuren zu erstellen. Passe sie deinen Vorstellungen an und stelle dein Produkt bei der Buchvorstellung vor. Erkläre, wie diese Bilder zustande gekommen sind.
Hier werden unterschiedliche Lernkanäle und Kompetenzen angesprochen – dennoch hat jeder genug zu tun, man entgeht der „Abschreibfalle“ und kann die Lernenden zu mehr Kreativität, zu mehr eigenem Input und direkter Arbeit mit der Ganzschrift motivieren.
3. Drei Tipps für optimale Ergebnisse mit deinen Schüler*innen
Die Buchvorstellung als Differenzierungstool bietet hier eine tolle Möglichkeit, den Schülern Raum zu geben, ihre Persönlichkeit und Fähigkeiten einzubringen. Dabei ist es wichtig, dass die Einführung der Buchvorstellung in der Klasse sowohl gut vorbereitet als auch entsprechend begleitet wird. Als Lehrer*in sollte man sich Zeit nehmen, um den Schülern das Konzept genau zu erklären und ihnen klare Ziele zu setzen. Meine drei Tipps für, um hervorragende Ergebnisse zu erzielen:
1) Schaffe Verbindlichkeit
Für mich bedeutet dies: Zeitplan und Arbeitsmöglichkeit in der Schule.
Die Lernergruppe sollte genug Zeit haben, die Buchvorstellung vorzubereiten. Generell gebe ich die Aufgabe vor größeren Ferien ein, insgesamt 6-7 Wochen Zeit und lasse dann 1 Stunde/Woche in der Klasse daran arbeiten.
Derart kann ich die ‘Langsameren’ etwas anstacheln (Fuego!), den Schwächeren Tipps und Hilfestellung geben und den Unkreativen etwas Input. Zudem schafft dies Verbindlichkeit: Die Arbeit muss vorangehen – ist schon ziemlich unangenehm, stumpf Texte abzuschreiben, weil man weder ein Buch noch Arbeitsmaterial dabei hat.
2) Ermutige zu Kreativität
Und spiegele dies in den Aufgaben. Standardaufgaben wie Autorenvorstellung, Zusammenfassung, eigene Meinung gäääähn – also da muss ich mich bei den Bewertungsstunden hart zusammenreißen, vor allem, weil nur Wiki-Artikel Eingang finden.
Ermutige zu Kreativität und stelle auch kreative Aufgaben: Wie wäre es mit einer Stimmungskurve zu einer Figur anstatt einfach nur einer Beschreibung? Wie wäre es mit einem Lieblingszitat anstatt der stumpfen Meinungsvorstellung? Wie wäre es mit einer “Text to Image” Vorstellung einer Kernszene? Oder der Einbindung des Publikums durch die Erstellung eines finalen Quiz?
Das Beste: So entgehst du auch der Wiki / K.I. Falle 😉
3) Zauberwort: Moderne Literatur
Joa. Selbsterklärend
Aber dennoch: Stelle die Literatur zusammen mit modernen Werken, mache eine Literaturliste – denn wenn eines klar ist: Wenn die SuS selbst wählen, ist es die Lektüre vom letzten Jahr oder noch bescheidener der Netflixtitel.
Gib ihnen Literatur an die Hand, zeige, dass du darüber Bescheid weißt in den Arbeitsstunden – das motiviert, auch die Details zu kennen und nicht nur die oberflächliche Zusammenfassung durchzuarbeiten morgens im Bus.
Probier es aus. Probier unterschiedliche Aufgabenformate aus.
Und lass dich von den Lernern überraschen, welche coole Präsentationen sie halten, wenn sie die Freiheit haben, sich auszuleben – aber den Rahmen kennen und fühlen, dass es ein gemeinsames Projekt ist, in dem sie nicht alleingelassen werden.
Du willst Lektüretipps für deine Leseliste: