Die Challenge #literaturimunterricht auf meinem Instagramkanal ist leider vorbei. Ich bin für alle dankbar, die daran teilgenommen haben, die inspirierende Lektürevorschläge geteilt und interessante Unterrichtsideen geteilt haben – es gab wirklich tolle Beiträge. 😍 Ich habe meine „to read“ Liste um mehr als nur ein paar Bücher ergänzen müssen.
Dabei hat mich die liebe Kollegin @digital_kimi an eine Methode erinnert, die ich eigentlich schätze aber in letzter Zeit nicht mehr oft eingesetzt habe: die Gestaltung von Twitterbeiträgen.
Für diejenigen, die diesen Mikrobloggingdienst nicht kennen: Twitter ist eine Social Media Plattform, auf der man Kurzbeiträge mit maximal 280 Zeichen teilen kann. Andere User können die Beiträge kommentieren, teilen und liken. Diese Form der Kommunikation lässt sich gerade im Literaturunterricht für vielerlei Aufgaben fruchtbar machen.
Zunächst regt die Beschränkung auf 280 Zeichen die Lernenden dazu an, sich auf Kernaussagen zu beschränken und dabei mit Sprache zu experimentieren zur prägnanten Informationsvermittlung. Die richtigen Begriffe finden, die Nebensatzstruktur optimieren, sich auf die Kernaussage einigen mit einem Partner – all dies schult nicht nur die Informationsverarbeitung sondern vor allem das Sprachgefühl der Schüler*innen. Darüber hinaus weckt die Möglichkeit der Verbindung von Text und Bildmaterial wie GIFS und Fotos die Kreativität – auch der Vergleich unterschiedlicher Beiträge zu einem gleichen Arbeitsauftrag ist immer wieder spannend. Die Kommentarfunktion ermöglicht die Zusammenarbeit und eine tiefgehende Diskussion. Twitter bietet also eine Vielzahl von Möglichkeiten, Kompetenzen zu fördern.
Aber wie nun konkret einsetzen? Wie oder wo sollen die Lerner diese Beiträge erstellen? 👩🏻💻
Hier gibt es zwei grundlegende Herangehensweisen.Aber wie kann man Twitter konkret einsetzen? Es gibt zwei grundlegende Herangehensweisen: Persönliche Accounts erstellen und auf der offiziellen Plattform posten, oder die Plattform https://zeoob.com/#tweet nutzen, um ‚Fake-Tweets‘ zu erstellen. Letzteres ist besonders praktisch für die Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven oder die Übernahme der Perspektive verschiedener Figuren.
Wo sehe ich denn nun geeignete Aufträge für den Literaturunterricht?
In vielerlei Bereichen. Auf unterschiedlichen Ebenen.
- Die Schüler*innen können beispielsweise Kurzinhaltsangaben verfassen zu den einzelnen Kapiteln einer Ganzschrift. Bei gestaffelter Lektüre und Leseauftrgen können jeweils 2-3 Lernende einen Tweet verfassen. Diese können als Stundeneinstieg genutzt werden, indem die beste Zusammenfassung im Plenum gewählt wird oder die Beiträge durch die restlichen Mitschüler*innen kommentiert werden.
- Eine andere Möglichkeit sind natürlich literarische Rollenspiele. Zu einer Kernszene des Werkes sollen die unterschiedlichen Figuren Position beziehen. Die Figuren können die Tweets der anderen Figur kommentieren, können eigene Posts als Reaktion verfassen. Ich habe die SuS auch schon mal in Gruppen à 4-5 Leuten zusammengestellt. Innerhalb der Gruppe mussten sie dann eine Twitterwall anfertigen zu einer Kernszene – diese Arbeitsergebnisse wurden dann im Plenum verglichen und besprochen, wie die Gruppen die Diskussion aufgebaut haben, wie realisitsch die Perspektivübernahme ist.
Bei diesem Arbeitsauftrag kann man den SuS zudem aufgeben, den Stil eines Werkes nachzuahmen, beispielsweise die Versform des Fausts beizubehalten oder eben genau das Gegenteil zu tun und die Figur in die Moderne zu ziehen, ihr beispielsweise die Jugendsprache anzudichten. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe kann also auf einfache Art und Weise an die Lerngruppe angepasst werden. - Eine letzte Möglichkeit des Einsatzes bei der Bearbeitung einer Ganzschrift ist die Antizipation der Reaktion von Außenstehenden auf ein Kernthema des Romans, z.B. eine Twitterwall der Mitschüler Yasmins anzulegen nach ihrem Unfall bei „Zebraland“(Marlene Röder) oder eine entsprechende Twitterwall zum Auffliegen des Klonens bei „Perfect Copy“ (Andreas Eschbach). So kann das Problembewusstsein der Schüler*innen gefördert werden, sie können ihre eigene Meinung ausdrücken, und vielleicht gibt es den schüchternen Schüler*innen auch die Möglichkeit, ihre Meinung selbstbewusster kundzutun, da sie sich etwas hinter dem ‚Avatar‘ verstecken können.
Twitter im Literaturunterricht bietet also zahlreiche Möglichkeiten für kreative und interaktive Aufgaben. Probiert es aus! 👩🏻💻